stückentwicklungen
+ Konzeptionsgedanken
Stückentwicklungen sind ein gemeinsamer Such- und Annäherungsprozess im Team. Alle geben ihre Gedanken und Expertisen in den Prozess rein. In der Kombination aus Recherche, szenischen Experimenten, Phasen des Schreibens und dramaturgischem Überprüfen entstehen Bogen und Inhalt. Die finale Fassung arrangiere und schreibe ich in der Regel zurückgezogen, schärfe und korrigiere sie aber während der Proben weiter.
good morning wolfenbüttel
Stückentwicklung zur Freiheit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
in Kooperation mit folklicht*
Premiere: 27.06.2025
spiel Folkert Dücker, Regine Gebhardt, Emma Schoepe
ausstattung Leah Lichtwitz
video Lucian Patermann
technik Jan-Philipp Dieckmann
fotos Sina Rühland
Hier geht es nicht um Theater-Effekte, sondern um authentisches Erzählen. […] Ein Stück, das nicht nur erzählt, sondern fragt. Und das deutlich macht: Erinnerung ist nichts Vergangenes – sie findet im Jetzt statt.
Sina Rühland, Wolfenbüttler Schaufenster, 22.06.2025
Nähe. Keine Trennung zwischen Bühne und Publikum.
Über Sprache einen Ort und eine Zeit in den Köpfen der Zuschauer*innen kreieren.
Ein Wort, ein Satz können einen ganze Geschichte sein.
Emotionale Achterbahn.
Mehr Fragen als Antworten.
Ausschnitt:
A Ein Platz.
Pause
B Glockenläuten.
Pause
C Es ist früh am Morgen.
Pause
B Hier und dort zwitschern Vögel.
A Grüne Balken an einem Haus. Blaue Balken an einem anderen.
C Die Gefache schmutzig weiß.
B Eine Katze schleicht sich an.
C Es plätschert leise.
A Aus einer Gasse kommt ein Mann.
B Er geht schnell über den Platz. Dann ist er wieder weg.
Pause
C Ein zweiter Mann läuft über den Platz. Ebenso schnell wie der erste. Er stellt sich unter einen Baum.
Pause
B Ein Kind rennt in ein Haus. Braune Balken rahmen die roten Gefache.
A Einer, der sich den rechten Arm hält, bleibt kurz stehen und geht dann weiter.
[…]
A Eine weiß nicht wohin.
B Einer weiß nicht, wohin gucken?
C Eine Uhr ist stehen geblieben.
B Der rechte Arm ist nach oben geschnellt.
Der rechte Arm hebt sich von allein.
B „Nun beißt in dieser Stunde der Krise die Zähne zusammen. Bewährt euch als Deutsche und Niedersachsen!“
C Niemand will es gesehen haben. Niemand gehört.
B Niemand will es gewesen sein.
Ein Moment Ratlosigkeit. Dann eine einfache Lösung.
A Löwenzähne beißen sich durch den Asphalt. Sie verschlingen den Menschen und seinen rechten Arm.
Arm runter nehmen. Figur auflösen.
Alle blicken sich im Publikum um („So einfach kann es sein, oder?)
C Als wäre er nie da gewesen.
B Eine Frau fotografiert.
A Der Platz steht still.
Pause
what the body?!
Stückentwicklung zum Thema Körper
Theater im Marienbad, Freiburg i. Br.
Premiere: 15.10.2022
spiel Lisa Bräuniger
regie | textfassung | ausstattung Anne Wittmiß
dramaturgie | lektorat Anna Fritsch
recherche | theatervermittlung Mareike Mohr
musik Siri Thiermann
fotos Minz&Kunst
eingeladen zum Festival Schöne Aussicht 2024
Nominierung für Lisa Bräuniger: Deutscher Theaterpreis DER FAUST – Darsteller*in Junges Publikum 2023
nominiert für den Jugendstückepreis 2023, Heidelberger Stückemarkt
eingeladen zu den Baden-Württembergischen Privattheatertagen 2023
Es geht um die Veränderungen des Körpers, um Formen und ums Umformen streckenweise in Jelinek’scher Sprachfreude.
Simone Kaempf, nachtkritik.de, März 2023
Was sich definitiv vermittelt ist, sind die Gefühle, die sich unter dem Gesagten breit machen […]. […] ein erfrischend leichter, humorvoller, temporeicher und auch poetischer Abend – großer Applaus für das ganze Team.
Heidi Ossenberg, Badische Zeitung, 17.10.2022
Was hier passiert, ist kein Theaterstück, in dem euch jemand etwas erzählt, das ist etwas, bei dem ihr Teil des Ganzen seid.
Falk Schreiber, nachtkritik.de, 02.05.2023
Es ist Schauspiel, es ist Konzert, es ist Clubbesuch.
Es ist poetisch. Es ist verwirrend. Und doch, weißt du genau, worum es geht.
Dein Körper wächst, du wächst hinterher. Ist es noch dein Körper? Auch im Publikum spürst du deinen eigenen Körper.
Die Pubertät als Ausgangspunkt von Veränderungen, die ich vielleicht gar nicht will.
Ausschnitt:
Spieglein, Spieglein an der Wand …
Spieglein, Spieglein an der Wand …
Du weißt,
was du siehst.
Du weißt nicht,
was du sehen willst.
Du weißt,
was du sehen wirst.
Weil du merkst,
was andere in dir sehen.
Mikro zur Seite schieben/ Neben das Mikro treten.
Guck mal!
Weiter mit Mikro.
A b e r d u w e i ß t n i c h t,
w a s d u s e h e n w i l l s t.
Du siehst
deinen Körper wachsen.
In eine Richtung, dann in eine andere.
Hier ein extra Bein.
Da die Haut viel zu groß.
13 Finger insgesamt.
Bauchnabel an den Kniekehlen.
Knoten in den Armen.
Dein Kopf verschwindet.
Es kribbelt überall.
Mikro zur Seite schieben/ Neben das Mikro treten.
Guck weg!
Weiter mit Mikro.
Du willst hinterher.
Hinterher wachsen.
Dein Körper gibt den Takt vor:
TIK TOK TIK TOK TIK TOK TIK TOK …
Mikro zur Seite schieben/ Neben das Mikro treten. Verzweiflung:
Ich wachse.
Ich schwitze.
Ich schleime.
Ich spritze.
Ich blute.
Ich stinke.
Ich blühe.
Weiter mit Mikro.
[…]
Dein Körper
ist nicht mehr dein Körper.
What?!?!
Sie nimmt das Mikro in die Hand.
Ist der Körper eines Mannes?
Ist der Körper einer Frau?
Eines Mannes?
Einer Frau?
(Rhythmus wie TIK TOK) Mannes? Frau? Mannes? Frau? Mannes? Frau? …
meer löffel!
oder
ein tag im sturm am meer
Stückentwicklung für Kinder ab 6 Monaten
mit ohne rosa. mobiles theater
entwickelt 2019; überarbeitet 2022
spiel Dorothea Endfellner/ Franziska Plüschke und Anne Wittmiß
inszenierung | ausstattung Anne Wittmiß
musik Franziska Plüschke
fotos Michael Eichholz
Die Inszenierung ist wunderbar gelungen, denn es wurde auf die entwicklungsgerechten Interessen der Kinder geachtet. Sie dürfen sehen, hören, fühlen und schmecken.
Lara Thielsen, Erzieherin, Kiel
Es war für alle ein tolles sinnliches Kulturerlebnis, das gerade für die Schülerschaft mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung selten zu finden ist.
Franziska Wittenberg, Lehrerin, Kiel
Eine bemerkenswerte Vorstellung, die nicht nur unterhaltsam, sondern auch interaktiv und bereichernd war.
Judith Reincke, Schulleiterin, Lübeck
Ein erster Zugang zum Theater.
Sinneseindrücke stehen im Vordergrund.
Erlebnis auf Augenhöhe für Kinder und Erwachsene.
Ausschnitt:
Es war einmal ein Tag im Sturm am Meer.
Nichts ist besser an einem Tag im Sturm am Meer als Milchreis.
An einem Tag im Sturm am Meer passieren merkwürdige Dinge.
An einem Tag im Sturm am Meer pfeift der Wind durch das ganze Haus.
An einem Tag im Sturm am Meer entdecken wir etwas Neues.
An einem Tag im Sturm am Meer sieht man draußen zwischen den Wellen etwas leuchten.
An einem Tag im Sturm am Meer türmt sich etwas Großes auf.
An einem Tag im Sturm am Meer gehen nur noch die mutigsten Menschen fischen.
An einem Tag im Sturm am Meer hört man in der Ferne die Glocken läuten.
An einem Tag im Sturm ist es unter Wasser ruhiger.
An einem Tag im Sturm sieht man sie unter Wasser spielen.
An einem Tag im Sturm am Meer darfst du auch ein Fisch oder der Wind oder eine Welle sein.
licht oder nicht?
spiel Cuyén Biraben und Lasse Wagner
ausstattung Reyes Pérez
dramaturgie Astrid Großgasteiger
fotos Olaf Struck/Theater Kiel
Tänzerisch luftig wirkt das Theater, das über die Sprache einen durchaus musikalischen Rhythmus entwickelt. ‚Wir öffnen damit Assoziationsräume‘, sagt Anne Wittmiß. ‚Die Kinder sollen die Faszination von Licht und Schatten am ganzen Leib erfahren.
Kieler Nachrichten
Licht ist mehr als hell.
Licht ist Spielobjekt.
Licht ist Emotion.
Licht ist Überraschung.
Ausschnitt:
Licht an!
Licht aus!
Licht an!
Licht aus!
Licht an!
Licht aus!
Licht an!
Licht aus!
Licht an!
Licht aus!
Licht an!
Licht aus!
Licht an!
Licht aus!
Licht an!
Licht aus!
Licht an!
Licht aus!
Licht an!
Licht aus!
Licht an!
Licht an!
Licht an!
Licht an!
Licht aus!
Licht an?
Licht an!
Rot!?
Grün!?
Rot!
Rot!
Grün.
Rot.
Licht aus.
Licht aus.
Blau!? Blau? Blau!
Rot. Grün. Blau.
Rot. Grün. Blau.
Blau, Grün, Rot. Rot, Grün, Blau.
Licht aus!
Grau. Grau. Grau.
Und außerdem sind Borsten schön
Stückentwicklung zu Körper, Norm und Schönheit, inspiriert vom gleichnamigen Buch von Nadja Budde
Theater und Orchester Heidelberg
Premiere: 19.09.2021
spiel Johanna Dähler & Magdalena Wabitsch
ausstattung Naomi Kean
dramaturgie Mathilde Lehmann/ Theresa Leopold
fotos Susanne Reichhardt
[…] bei der Premiere am Sonntagnachmittag hatten die Zuschauer sichtlich und hörbar Spaß. Die Schauspielerinnen Johanna Dähler und Magdalena Wabitsch zeigen mit viel Körpereinsatz, was einzelne Teile desselben so wunderbar und unverwechselbar macht.
Rhein-Nekar-Zeitung
Körper zerlegt in ihre Einzelteile.
Körperteile neu entdeckt und positiv belegt.
Der Körper als Ort des Forschens, Entdeckens und Spielens.
Ausschnitt:
Leider hab ich von Natur
eine komische Frisur.
Ich will mein Haar glatt und seidig,
so richtig, richtig geschmeidig.
Ich bin Tim und das ist Torsten.
Wir haben keine Lust auf Borsten.
Nur Kringel und Wirbel am Schopf,
schrecklich verrückt mein Wuschelkopf.
Mein Haar lockt sich einfach nicht,
Keine Locke ziert mein Gesicht.
Unser Kater liebt sein Fell,
nur am Kopf ist‘s ihm zu hell.
Ich hab eine edle Katze.
Die trägt vornehm eine Glatze.
Ohne Haare wäre ich verloren,
verdecken die doch meine Ohren.
Ich finde meine Haare toll,
dafür die Nase nicht so doll.
Ich hätt lieber keine Rippen.
Ich hätt gern verstärkte Lippen.
Ich will Beine wie ein Baum.
Ich doch Haare wie aus Schaum.
Eine dünne Mitte
bitte.
Der Hals ist noch zu dick.
Im Mittelfinger dieser Knick.
Und die Knie viel zu breit.
Meinen Mund, ich bin ihn leid.
Eine Nase wie aus Stein,
mit den Löchern extra klein.
Und die Wangen etwas breiter.
Und so weiter.
Und so weiter.
Die beste Geschichte lässt mich alles andere vergessen. – En iyi hikâye tüm gece sürer.
Die beste Geschichte – En iyi hikâye
spiel Sibel Polat, Gerd Ritter & Faris Yüzbaşioğlu
ausstattung Leah Lichtwitz
dramaturgie Lucia Kramer
musik Öğünç Kardelen
fotos Alex Wunsch
[…] Dass bei allem Spaß immer wieder klug über Sprache und die Kunst des Erzählens nachgedacht wird, ist toll. Dass diese klugen Sätze aber nie wie ein Hörspiel präsentiert werden, sondern in Bewegung und Spiel umgesetzt sind, ist noch viel toller. […]
Stuttgarter Zeitung
Welche Geschichten erzählen wir? Wie erzählen wir sie? Was erzählen sie über uns?
Eine Inszenierung in der wirklich alle vorkommen.
Deutsch und Türkisch sind gleichberechtigt auf der Bühne zu hören.
Sprache ist Identität.
Humor und Poesie, Tiefgang und Unsinn, Musik und Stille.
Ausschnitt:
Die besten Geschichten kommen daher, wo du herkommst. Und er. Und ich auch.
Wo kommst du her?
Benim geldigim yerde yazin Kaulquappe yakalardik.
Ich komme von einem Ort, wo es mehr Kühe als Menschen gibt.
Benim geldigim yerde Realschuledeki tek türkdüm.
Ich komme von einem Ort, wo mein Bruder von Lehrern geschlagen wurde.
Ich auch.
Ich komme von einem Ort, wo es im Sommer manchmal so heiß wurde, dass der Asphalt anfing zu schmelzen und wir nicht mehr auf der Straße spielen durften.
Ich auch.
Ich komme von einem Ort, wo mehrere Brücken zwei Ufer miteinander verbinden.
Ich auch.
Ich komme von einem Ort, wo man sich mit Stangen von Booten ins Wasser gestoßen hat.
Wo man einmal im Jahr auf einen Vogel schießt.
Ich komme von einem Ort, wo es meinen Eltern verboten war, ihre Sprache zu sprechen.
Benim geldigim yerde insan ucmayi ögrenmis.
Ich komme von einem Ort, wo meine Mama immer mehlige Hände hatte.
Ich auch.
Wo mein Vater immer mehlige Hände hatte.
Benim geldigim yerde cok baharatli yemek yenir.
Ich auch.
Ich auch.
Was?
Bratwürstchen?
Ich komme von einem Ort, an dem es eine Sprache gibt, die traurig und nach Bergen klingt. Ihre Wörter sind ein Schatz. Baş und sicher habe ich dich versteckt. Di wextekî finde vielleicht finde nicht mal ich dich wieder, aber – und das ist die Hauptsache – es gişti dem disanim , dass du da bist. Manchmal suche ich dich in deinem Versteck und dann koste ich die Wörter. Schiebe sie in meinem dev hin und her. Sie sind rund und germ wie kleine Kieselsteine. Manchmal nehme ich ein Wort mit in die Welt und probiere es dort aus: daykamen. Liebling der Mutter.
Starke Frauen
Eine Annäherung an Lou Andreas-Salomé, Emerenz Meier und Ingeborg Bachmann.
Regie und Performance: Jasmin Meindl, Juliane Putzmann & Anne Wittmiß
2015 am Bandhaus Theater Backnang





